Schon als wir uns das Kunstwerk von Fernando Sánchez Castillo zum ersten Mal ansahen, fiel uns eines auf: Es hing vor Ort kein Schild, welches etwas über den Künstler oder das Werk an sich erzählte.
Nur eine kurze Warnung, dass das Drücken des Knopfes auf eigene Gefahr erfolge.
Dass dem „Fountain of Wishes“ so überhaupt keine Beachtung geschenkt wurde – und wenn, nur als „Sommerspaß“ dank des kühlenden Nasses, das beim Drücken des roten Knopfes „hochgepinkelt“ wird, hat uns sehr geärgert und wir wollten dagegen etwas tun.
Ein neues Schild musste her, dass mehr Informationen bot.
So bastelten wir ein Pappschild, auf dem zu lesen stand: „Ich bin Fountain of Wishes/ Wunschbrunnen. Drück den Wunschknopf. Na?“ und als zusätzliche ein Din A4 Blatt mit mehr Informationen.
Castillo brachte in seiner Kunst nämlich durchaus kritische Äußerungen hervor – gerade im Bezug zur Politik. Der Polizist ist kein „Sommerspaß“, sondern könnte auch als Degradierung der Obrigkeit gesehen werden – da er weit unter dem Betrachter steht und frivol pinkelt.
Ebenso fällt der Name auf : „Fountain of Wishes“ also „Wunschbrunnen“. Könnte der Knopf dann ein „Wunschknopf“ sein? Doch statt das der Knopf Wünsche erfüllt, wird man angepinkelt. Deuten könnte man das als „Kümmert euch selbst darum, dass eure Wünsche in Erfüllung gehen, macht nicht andere dafür verantwortlich – und glaubt erst recht nicht, dass euch dabei jemand helfen könnte.“
Passend dazu ist auch, dass der Brunnen von der Laischaft finanziert wird - ein Zusammenschluss von Bürgern, der seit dem Mittelalter existiert und z.B. Feuerwehr, Nachtwache etc. stellt, Straßen saniert, eben dass, worum sich die Obrigkeit nicht kümmerte. Als Bürger musste man sich selbst diesen Wunsch erfüllen.
Heute weiß kaum ein Osnabrücker den Hintergrund dieses Kunstwerks. Um sie darauf aufmerksam zu machen, hängten wir zusätzliche Schilder in der ganzen Stadt auf.
Darauf zu lesen: „"Wunsch frei?!"/"Wunschlos glücklich? Nein?"/"Wünsch dir was!"/"Hier hast du einen Wunsch frei!"/"Soll dein Wunsch in Erfüllung gehen?" und darunter ein Pfeil, der in die Richtung zum Standort des „Wunschbrunnen“ zeigt.
Tatsächlich lasen einige die Schilder.
Ich postierte mich in der Nähe des Werkes und fotografierte die Reaktionen derer, die den Schildern gefolgt waren oder das Schild zufällig entdeckten.
Zwar lasen es sich viele – wenn überhaupt - nur flüchtig durch, aber es gab auch einige, die verwundert den Kopf schüttelten und sagten:
„Das wusste ich ja noch gar nicht!“
Leider regnete es am nächsten Tag sehr heftig, so dass das Schild wohl weggeschwemmt wurde. Am nächsten Tag war es nicht mehr auffindbar, nur noch einige Pappschilder hingen in der Stadt. Der bronzene Bereitschaftspolizist arbeitet unterdess weiter - an gleicher Stelle - steht in der Hase und wartet auf seine aufmerksamen Wunschkandidaten.
Dass und wie Wünsche verwässert werden, kann man auch im Blickpunkt der Uni Osnabrück nachlesen.
Annika Elmers und Ronja Westerhoff
für Erinnern und Vergessen
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