Das Hegertor
erinnert zwar an eine Wehranlage, war aber niemals Teil einer solchen. Der hohe
Torbogen ist ein Kriegerdenkmal. Die Wehranlage, bestehend aus Turm, Tor,
Bastion, Zwinger und Durchfahrt, wurde nämlich 1815 weitgehend abgerissen. Das
Waterloo-Tor wurde erst 1817 errichtet, also zwei Jahre nachdem die historische
Toranlage, die zur Stadtbefestigung gehörte, abgerissen worden war.
1817
- zwei Jahre
nach der Schlacht bei Waterloo - stiftete Gerhard Friedrich von Gülich
1000
Taler für den Bau des Tores und
beauftragte den Wegeinspekteur Johann Christian Sieckmann mit dem
Entwurf des Tores, das einem Triumphbogen ähnlich ist, um die 400
Osnabrücker Soldaten bei Waterloo zu
ehren: "Den Osnabrückischen Kriegern, die bei Waterloo den 18. Juni 1815
deutschen Mut bewiesen, widmet dieses Denkmal
Gülich D.R.D.R." Der Doktor der Rechte - dafür stehen die
Großbuchstaben am Ende der Inschrift. Im März 1815 kämpften in Waterloo,
einem
belgischen Dorf südlich von Brüssel, preußische und englische Truppen
gemeinsam
gegen die Franzosen. Für die siegreiche Befreiung von der Herrschaft
Napoleons mussten auch einige Osnabrücker ihr Leben lassen, da zu
dieser Zeit die Regierungsgewalt in den Händen Georgs III von England
und
seinen Söhnen lag. Deswegen wird das Heger Tor offiziell auch als
Waterloo Tor
bezeichnet. Im Volksmund hat sich
fälschlicherweise für das historische Denkmal „Heger Tor“ als Name
eingebürgert.
Das Hegertor um 1900, Quelle Rudolf Lichtenberg via |
Geschichtliches zur Schlacht von Waterloo am 18.6.1815
15km von dem Brüsseler Dorf Waterloo entfernt, ereignete
sich am 18. Juni des Jahres 1815 die entscheidende Schlacht, welche Napoleons
Herrschaft der Hundert Tage beendete und ihn in das Exil auf die Atlantikinsel
St. Helena brachte.
Gegen die napoleonische Armee kämpfte die englische Armee
unter dem General Arthur Wellesley, 1.
Duke of Wellington gemeinsam mit der preußischen unter dem Feldmarshall Gebhard
Leberecht von Blücher.
Die Schlacht begann am Vormittag, wobei die Franzosen die
Oberhand gewannen. Nur durch das Einschreiten der Preußischen Armee konnte der
Sieg gesichtert werden, dabei spielten strategische Fehler Napoleons eine große
Rolle. Zum einen hätte Napoleon Wellington bereits am Vortag besiegen können
und sollen, zum anderen unterschätzte er dessen taktische Geschick. Der dritte
Fehler besteht in Napoleons zu großen Ego, daher lässt sich auch der Spruch
„sein Waterloo erleben“ ableiten.
Auch wenn ein Sieg über die französische Armee errungen
wurde, so gab es doch auf beiden Seiten große Verluste. Von 72 047 Franzosen
waren 25 000 verwundet oder tot und 7000 gerieten in Kriegsgefangenschaft. Von
67 661 Soldaten unter General Wellington ließen 15 000 ihr Leben oder waren
verwundet, bei den 48 000 Preußen waren es 7000.
Ungeklärt blieb die Frage, wer den Sieg für sich
beanspruchen durfte, Wellington, der eine hervorragende Taktik an den Tag
gelegt hatte, oder die Preußen, die die Alliierten in letzter Minute unterstützt
haben. Wellington erhielt für seinen Verdienst den niederländischen Titel eines
Fürsten von Waterloo durch den niederländischen König Wilhelm I.
Warum wurde die
historische Toranlage abgerissen?
Osnabrück ist von
alters her ein befestigter Ort gewesen. Die Altstadt hatte ihre Mauern um 1258
vollendet und diese zu Anfang des 14. Jahrhunderts durch Ziehung on Gräben
befestigt. Um 1300 erfolgte dann auch
die Befestigung der Neustadt. Die Festungswerke bestanden aus breiten Gräben
und starken Wällen, die mit Thürmen, Zwingern und eben Toren versehen waren. Im
Westen der Altstadt wurde das Hegertor 1553 ausgeführt. Nach der
Vervollständigung dieser Anlage im 17. Jahundert bot der Befestigungsring
Osnabrücks das durchaus uneinheitliche Bild einer in Jahrhunderten gewachsenen
Anlage.
Als gegen Ende
des 18. Jahrhunderts aber die Einwohnerzahl Osnabrücks anstieg, musste man den
beengenden Gürtel der alten Wallanlage beseitigen. Sie waren ohnehin in
ruinösen Zustand, für Verteidigungszwecke schon lange nicht mehr notwendig. So
hatten sich die bewohner schon an verschiedenen Stellen private Durchlässe
neben den Stadttoren geschaffen, um einen bequemeren Weg zu ihren Gärten zu
haben.
Die Situation im
Magistrat war aber der des heutigen Stadtrates ähnlich. Man stand vor der
schwierigen Aufgabe zu modernisieren, doch die Kassen waren leer. Vom Heger Tor
bis zur Wüste reichte der breite Wallgürtel und verhinderte eine Ausdehnung
über den alten Stadtkern hinaus.
Man muss sich
vorstellen, dass dort, wo heute der große Verkehrskreuzungspunkt liegt, ein
Turm stand, unter dem man hindurch musste. Die Durchfahrt, die man Zwinger
nannte, war nicht in gerader Linie geführt, sondern halbmondförmig. Wollte ein
Fuhrwerk in die Stadt, musste es Slalom fahren. Den Zwinger durchzogen
verschiedene Gänge, die einstmals der Verteidigung dienten, inzwischen aber als
Lagerräume und Schenke benutzt wurden. Im aufgestauten Wasser des Stadtgrabens
trafen sich täglich die Waschfrauen, und die Jugend vergnügte sich im Sommer
darin beim Baden.
Das Amt für
Denkmalpflege hat im Jahr 1980 an verschiedenen Baudenkmalen eine Hinweistafel
angebracht, die über den Zweck und die Entstehung Auskunft gibt. Dabei wird der
Entwurf des neuen Heger Tores dem Oberlandbaumeister Georg Heinrich Hollenberg
(1752- 1831) zugeschrieben. Inzwischen hat man allerdings Dokumente gefunden,
in welchen der Stifter von Gülich im Januar 1816 mitteilt, dass der Weginspektor
Johann Christian Siekmann der Schöpfer dieses Denkmals ist. Er war Geometer und
Weginspektor, mit nur einem Arm geboren. Trotzdem diente er 1809 als schwarzer
Husar im Heer des Herzogs von Braunschweig und konnte mit seiner linken Hand
vorzüglich zeichnen.
Umliegende Bauten
Das ehemalige
Heger Torhaus (Lotterstraße 1) wurde um 1872 als Wache für den Einnehmer der
Stadtzölle erbaut, nachdem in den Jahren zuvor das alte Heger Tor und die ihm
vorgelagerte Bastion beseitigt worden waren.
Dem Torhaus
gegenüber befindet sich in erhöhter Lage auf dem Hang des Westerberges der
breitgelagerte Bau des ehemaligen Stadtkrankenhauses, das seine Fassade der
Lotterstraße zuwendet und mit seiner großen Baumasse den Platz vor dem Hegertor
beherrschaft (Bergstraße 8).
Tor mit
Doppelcharakter
Auf die
eigentliche Funktion des Tores in einer
Befestigungsanlage weisen heute noch die seitlichen Wallrampen hin. Über
sie und einen Treppenaufgang erreicht man die Plattform des Tores. Von dort
blickt man auf die moderne und die alte Seite Osnabrücks.
Um den
Doppelcharakter des Waterloo-Tores zu erkennen, muss man es von beiden Seiten
betrachten. Von der Altstadtseite erscheint das Tor - das im Stadtplan als
Heger Tor bezeichnet wird - wie ein Stadttor aus der alten Zeit der Befestigungsanlagen.
Spaziert der Besucher jedoch hindurch und betrachtet es von der Seite am
Heger-Tor-Wall, erkennt er es als Heldengedenkstätte.
So wird das Tor
auch als Tor zur Altstadt bezeichnet. Spaziergänger, die dort hindurchgehen,
erleben den Unterschied zwischen dem neuen und dem alten Osnabrück. Auf den
Straßen "Heger-Tor-Wall" und "Natruper-Tor-Wall" ist es
aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens immens laut und hektisch. Nach einigen
Schritten - durch den Triumphbogen hindurch - gelangt der Besucher in die
ruhige Oase der Altstadt. Es ist, als sei das Tor geschlossen worden und der
Autolärm draußen geblieben.
Restaurationsarbeiten
Das Tor musste im
vergangenen Jahrhundert mehrfach restauriert werden,
was auch der Laie an den verschiedenen Fugenmörteln sehen kann. Das Tor braucht
mitsamt seiner Wallanlage nun dringend eine Verjüngungskur.
Bis zu fünf
Monate wird die Sanierung dauern, sofern die Witterung mitspielt. Etwa 435.000
Euro soll der dritte und letzte Bauabschnitt kosten. Insgesamt mussten 730.000
Euro für die komplette Sanierung eingeplant werden.
Das Tor selbst
wurde aus Teutoburger Sandsteinquadern erbaut, während die Wallmauern aus dem
„Westerberger Kalkstein“ errichtet sind. Wichtig bei der Restaurierung ist der „Westerberger Kalkstein“. Nicht nur
für das „Heger Tor“, auch für die umliegenden Gebäude wurde dieser Stein
verwendet. Inzwischen wird er jedoch nicht mehr abgebaut. Zum Glück gibt es
noch Restbestände von Rückbauten historischer Gebäude, deren Steine aufbewahrt
würden, erklärt der Restaurator. Das größte Problem für das Gebäude ist die
Feuchtigkeit und einige Gewächse die sich in den feuchten Mauern wohlfühlen.
Vor allem Efeu hat sich in und unter den Mauern ausgebreitet und in den Jahren
im Boden festgesetzt.
Eine Pflanze soll
jedoch in den Mauern des Siegestores sprießen. Das sogenannte Zimbelkraut .
Diese historische Pflanze sei schon seit 1837 in dem Mauerwerk nachgewiesen und
füge dem Gebäude keinen Schaden zu. Daher züchten Pflanzenforscher vom Botanischen
Garten Osnabrück, das Mauer-Zimbelkraut
eigens für das Heger Tor.
Mit der Sanierung des Walles, rund um das Heger Tor bis Ende August,
soll die Restaurierung komplett abgeschlossen werden. Dann erstrahlt die
Siegesanlage wieder im neuen Glanz, und hoffentlich sprießt dann auch dass unter Naturschutz
stehende Zimbelkraut, mit seinen gelben Blüten.
Weitere Denkmäler, die an die Schlacht erinnern
Wilhelm I der Niederlande ließ in der Nähe von Waterloo einen
40 m hohen Hügel errichten. Dieser soll an den Sohn des Königs erinnern,
welcher in der Schlacht verwundet wurde. Das Denkmal erinnert an ein Hügelgrab des keltischen Stammes der
Belger. Auf ihm thront ein 4,45 hoher und 4,5m breiter Bronzelöwe.
In der Nähe von Plancenoit ließ der König von Preußen
ebenfalls ein Denkmal errichten, die Franzosen beschädigten 1832 bei der
Intervention für Belgien diese Denkmäler.
In La Haye Sainte wurden zwei Denkmäler errichtet, die an
die deutschen Truppen gedenken sollen. Entlang der Stellungen der Alliierten
wurden zudem Gedenktafeln errichtet.
Folgen der Napoleonischen Kriege
Nicht nur die Denkmäler sind „Errungenschaften“ des Siegs.
In Deutschland, das zu dem Zeitpunkt noch ein „Flickenteppich“ kleinerer und
größerer Fürstentümer und Staaten war, entwickelte sich zum ersten Mal ein
nationales Zusammengehörigkeitsgefühl gegen Napoleon. Dies äußerte sich sowohl
durch eine ähnliche Uniformierung vieler Soldaten (schwarz-rot-gold), als auch
durch das Denkmal Waterloo Tor. Der Stifter gedenkt den Osnabrücker Soldaten,
die „deutschen Mut“ bewiesen haben.
Kritik am Denkmal
Innerhalb unserer Seminargruppe konnten wir außerdem
herausarbeiten, dass das Denkmal vorallem an den Stifter selbst gedenkt.
Interessanterweise weisen die Buchstaben seines Namens die gleiche Größe auf,
wie die des restlichen Schriftzugs. Weiterhin findet sich keine Gedenktafel,
auf der alle 400 Osnabrücker namentlich genannt werden. Hier ist ein deutlicher
Unterschied zu der Ehrenmal am Straßburger Platz zu erkennen. Die Soldaten
werden hier genannt, eine persönliche Ebene wird zu dem Betrachter und ehemals zu den Angehörigen der Opfer aufgebaut.
Ein weiterer Unterschied besteht in dem Aufbau der beiden
Denkmäler. Während die Säule von allen Seiten Namen zeigt und erinnert, so ergibt
sich die Funktion des Waterloo Tors nur die Vorderansicht. Von der Stadtseite
aus erkennt man nur ein Stadttor.
Unsere Umfrage
Es stellt sich die Frage, ist ein solches Denkmal noch
Zeitgemäß? Ist eine Renovierung heutzutage überhaupt sinnvoll, und wenn ja, warum?
Zu diesem Thema haben wir die Osnabrücker Passanten befragt.
Es konnte festgestellt werden, dass viele, vorallem jüngere
Bürger wenig mit dem Denkmal anfangen konnten. Hinzukommt, dass das Bauwerk
eher an die Stadtmauer erinnern sollte, als an die Soldaten.
Eine gelungene Renovierung wurde grundsätzlich bejaht.
Allerdings wollten viele Passanten lieber das Bauwerk erhalten – nicht die
Erinnerung an die Osnabrücker Soldaten. Zudem empfanden viele Bürger in Zeiten
knapper Kassen die Kosten für eine Renovierung als zu hoch. Man solle ein
solches Bauwerk nur sanieren, wenn wirklich Geld übrig sei. Lieber solle man
das Geld in Bildungseinrichtungen und die Infrastruktur stecken.
Was haltet ihr von dem Heger Tor? In
unserem Seminar haben wir ja bereitsfestgestellt, dass auch wir bei dem
Denkmal eher an das Tor ansich erinnert werden und nicht an die
Soldaten. Wie kann man dann eine Erinnerung in der Bevölkerung
hervorrufen? Sollte man in der Kulturnacht Kriegsgeräusche einblenden,
wenn jemand durch das Denkmal geht oder sollte die Plexiglastafel
ausgewechselt und verbessert werden?
Inga Kristin Frank und Jan Schäffer
Inga Kristin Frank und Jan Schäffer
Weiterführende Links // Wem´s nützt? ...und ein Gruß von Ruppe Koselleck
Bei City-Sam werden unterschiedliche Gedenkstätten bewertet. u.a. auch das Heger Tor.
Bei City-Sam werden unterschiedliche Gedenkstätten bewertet. u.a. auch das Heger Tor.
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