Dienstag, 21. Mai 2013

Die vergessene Erinnerung

Baumstumpf, Detail.
Detail mit Spinnennetz.



















Ein oberflächlich verkohlter Baumstamm ist umschlossen von einem Gerüst aus miteinander verbundenen, rostenden Stahlrahmen. Er soll uns an die Schrecken der Nazi-Herrschaft erinnern. Dieses Denkmal von Volker-Johannes Trieb ist Teil eines deutsch-niederländischen Projekts, das 2004 an der Gedenkstätte Augustaschacht stattfand, einem Lagergebäude in Ohrbeck. Die Ausstellung hieß „Erneuerung der Erinnerung“. Sie umfasste auch eine temporäre Installation des Künstlers und Skulpturen der niederländischen Künstlerin und ehemaligen Widerstandskämpferin Truus Menger-Oversteegen.
„Erneuerung der Erinnerung“ heißt auch das Denkmal Triebs. Es steht heute am Schloss dem Sitz der Universität Osnabrück. Im Keller befand sich während des „Dritten Reichs“ der Sitz der Gestapo
Ich frage mich, ob das Kunstwerk tatsächlich die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus wachhält. Auf den ersten Blick kann ich wenig mit dem Kunstwerk anfangen. Dann lese ich die Erläuterungen, die eine kleine Tafel am Objekt enthält. Jetzt weiß ich, worum es geht, und ahne auch, was der Künstler damit gemeint hat. Ich denke, das Kunstwerk kann als provokante Auseinandersetzung mit dem Thema „Bewahren von Erinnerung“ verstanden werden: Was passiert mit dem verkohlten Stamm, dem „verletzten“ Holz, das als Symbol für die Wunden der Nazi-Opfer interpretiert werden kann? Auf ihm wachsen die Algen, er wird mehr und mehr vergehen, bis nur noch das Stahlgerüst bleibt. Ist dann die Erinnerung verloren? Oder bewahrt allein das Gerüst die Erinnerung an den Inhalt? Oder wird der Stamm nach einer bestimmten Zeit einfach durch einen neuen ersetzt? 
Detail mit Bierflasche. Quelle - Wikipedia
Im öffentlichen Raum haben es Kunstwerke und Denkmäler sehr schwer. Warum sollte es bei diesem anders sein? Auf Wikipedia ist im Beitrag zu Volker-Johannes Trieb ein Foto von „Erneuerung der Erinnerung“ zu finden. Im Stahlgerüst steht eine Bierflasche. Obwohl das Denkmal an einem sehr auffälligen und belebten Standort steht, wirkt es für mich sehr deplatziert. Keiner fragt sich, was es darstellen soll. Die vielen Studierenden und die anderen Passanten scheinen es gar nicht wahrzunehmen. Seine Botschaft droht vergessen zu werden, noch bevor der Stamm zerfallen ist.

Seminarbeitrag  „Die vergessene Erinnerung“
Für „Erinnern und Vergessen“
Universität Osnabrück, Fach Kunst/Kunstpädagogik

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